Dr. Ronny Fischer ist Forschungsreferent am Research Grants Office der Charité. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Förderberatung und im Projektmanagement, in den letzten 15 Jahren war er an verschiedenen Universitäten tätig.
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Dr. Ronny Fischer ist Forschungsreferent am Research Grants Office der Charité. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Förderberatung und im Projektmanagement, in den letzten 15 Jahren war er an verschiedenen Universitäten tätig.
Kurzinformation:
Universität bzw. Forschungseinrichtung: Charité – Universitätsmedizin Berlin
Forschungskoordination bzw. Berufsbezeichnung: Forschungsreferent, Research Grants Office
Was ist die erste Frage, die Sie für üblich bei der Beratung stellen?
Was wissen Sie bereits über den ERC und dessen Förderformate? Mit diesem Wissen kann ich das Beratungsgespräch auf den individuellen Bedarf anpassen. Dazu prüfe ich hier auch schon die Antragsberechtigung für einen Starting/Consolidator/Advanced/Synergy-Antrag.
Welchen Stellenwert haben ERC Grants in Ihrer Einrichtung?
Der ERC hat einen sehr hohen Stellenwert innerhalb der Charité. Wir haben seit einigen Jahren eine dezidierte ERC-Strategie mit verschiedenen Anreiz- und Unterstützungsmaßnahmen.
Wie unterstützen Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der ERC Antragstellung? Z.B. durch Kostenübernahme bei Geräten, Freistellung von Lehre, Aufteilung der Pauschale, Karriereaussichten, Professur?
Die Charité hat es sich als Ziel gesetzt, ERC-Kandidat/innen bestmöglich bei der Antragsstellung und bei der Projektdurchführung zu unterstützen. Neben einer Beratung bietet die Charité deshalb auch finanzielle Anreize für ERC-Projekte. Für die Antragsphase hat die Charité eine ERC-Talentschmiede ins Leben gerufen, bei der Forschende erste Tipps zur Projektidee und zum CV durch ERC-erfahrene Forschende erhalten. Zusätzlich erhalten die besten Kandidat/innen eine Anschubfinanzierung für die Vorbereitung des Antrages. Bei erfolgreicher Einwerbung können die Grantees beispielsweise eine anteilige Finanzierung des Gehalts sowie eine Kofinanzierung für das Projekt erhalten. Darüber hinaus besteht unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit eine W2-Professur an der Charité einzurichten.
Wie ist die Beratung und Begleitung von ERC Antragstellenden bzw. Grantees an Ihrer Universität organisiert?
Das Research Grants Office der Charité bietet Unterstützungsmaßnahmen in allen Phasen, von der Ideenentwicklung bis zum finalen Audit. In der Antragsphase beinhaltet dies zum Beispiel Informationsveranstaltungen, Writing Workshops oder Interviewtrainings, die im Verbund der Berlin University Alliance organsiert werden. Darüber hinaus bieten wir Einzelberatungen, Unterstützung bei der Budgeterstellung oder administrativen Aspekten sowie das Gegenlesen und Kommentieren von Anträgen an. Während der Projektdurchführung übernehmen wir Aufgaben der Drittmittelverwaltung wie etwa die Einrichtung des Projektkontos, Budgetkontrollen und Unterstützung im Reporting und natürlich auch die Vorbereitung und Begleitung von Audits.
Welche Tipps würden Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geben, die einen ERC Antrag planen?
Bevor Sie einen Antrag stellen empfehle ich, sich zunächst geförderte ERC-Projekte und Grantees der Charité anzusehen oder auch auf der Datenbank des ERC zu sichten. So erhalten Sie nicht nur eine Idee, was der ERC unter „groundbreaking“ und „ambitious“ versteht, sondern können darüber hinaus besser einschätzen, ob der eigene CV wie auch die Projektidee den Kriterien des ERC entspricht.
Planen Sie ausreichend Zeit für die Antragsstellung ein. Informieren Sie sich auf den ERC-Webseiten, tauschen sich mit erfolgreichen ERC-Grantees aus. Kontaktieren Sie rechtzeitig die NKS und die eigene Förderberatung und planen Sie Ihren Antrag strategisch.
Viele Anträge scheitern beim ersten Versuch. Unsere Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt, am Ball zu bleiben. Lassen Sie sich von einer initialen Ablehnung nicht entmutigen.
Was sind die größten Herausforderungen bei der ERC Antragsstellung?
ERC-Anträge müssen risikobehaftet, aber gleichzeitig machbar sein. Das ist ein gewisser Balanceakt.
Der Antragsteil B1 sollte auf Nicht-Spezialisten ausgerichtet sein und die ERC Kriterien klar hervorstellen. Es ist eine Herausforderung, hier keinen rein wissenschaftlichen Antrag, sondern vielmehr einen wissenschaftlich untermauerten „Pitch“ bzw. ein „Selling Paper“ zu schreiben.
Was ist der Unterschied zur nationalen Förderung in der Beratung?
Eine strikte Trennung von nationaler und internationaler Förderberatung finde ich für die berufliche Praxis gar nicht sinnvoll. Im Gegenteil, meist kann das Wissen um nationale wie internationale Fördermöglichkeiten gleichermaßen in der Beratung sehr nützlich sein und etwa mögliche Alternativen aufzeigen. Unterschiede sehe ich in der Forschungsförderung schon eher zwischen Einzelförderungen und Verbundforschung, da braucht es z.T. ein etwas anderes Know-how und eine andere Herangehensweise.
Welchen Tipp würden Sie anderen EU-Referentinnen und –Referenten geben, die noch wenig Erfahrung mit den ERC Förderlinien haben?
Besuchen Sie so viele Veranstaltungen der Nationalen Kontaktstelle wie möglich. Die YouTube-Kurse des ERC sind darüber hinaus eine gute erste Informationsquelle. Sollten Sie die Möglichkeit haben, lesen Sie erfolgreiche und nicht erfolgreiche Anträge Ihrer Einrichtung und tauschen sich mit erfahrenen Kolleg/innen aus anderen deutschen Einrichtungen aus.
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