Gleichstellungsmonitor zeigt: "Leaky Pipeline" weiterhin große Herausforderung

Anfang Oktober hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) den "Gleichstellungsmonitor Wissenschaft und Forschung" veröffentlicht.

Anfang Oktober hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) die "28. Datenfortschreibung (2022/2023) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen" veröffentlicht und ihr dabei einen neuen Namen gegeben: "Gleichstellungsmonitor Wissenschaft und Forschung". Erstmals wird dem Gleichstellungsmonitor eine Zusammenfassung vorangestellt, die die zentralen Daten auf einen Blick darstellt und die Entwicklungen des Jahres kompakt einordnet.

Demnach sinkt – leider – der Frauenanteil nach dem Studienabschluss noch immer mit jeder Qualifikations- und Karrierestufe. Die sogenannte Leaky Pipeline besteht also weiter – das heißt, das Wissenschafts- und Innovationssystem verliert erhebliches Potential.

Im Einzelnen: Sowohl an den Hochschulen als auch in den Forschungsorganisationen steigen die Frauenanteile an den Professuren bzw. in Führungspositionen weiterhin insgesamt nur langsam. Gleichzeitig zeigen sich vereinzelt aber auch dynamischere Entwicklungen, so beispielsweise im Berufungsgeschehen der Hochschulen und in einigen Forschungseinrichtungen.

Im Zehnjahresvergleich wird deutlich, dass sich der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl von 2012 bis 2022 folgendermaßen erhöht hat:

  • Erstimmatrikulationen von 49,5 % auf 52,3 %,
  • Studienabschlüsse von 51,0 % auf 52,9 %,
  • Promotionen von 45,4 % auf 46,1 % und
  • Habilitationen von 27,0 % auf 36,5 %.

Der Anteil der Professorinnen an Hochschulen ist zwar im Zeitraum zwischen 2012 und 2022 kontinuierlich von 20,4 % auf 28,0 % angestiegen, dennoch zeigt sich weiterhin dringender Verbesserungsbedarf mit Blick auf das Erreichen der Parität. Eine differenzierte Betrachtung nach Besoldungsgruppen ergibt zudem: je höher die Besoldungsgruppe, desto niedriger der Anteil von Frauen. Der Anteil der W1-Professorinnen an den Hochschulen insgesamt liegt bei 48,7 % – also nah an der Parität. Dahingegen beträgt der Anteil der C3/W2-Professorinnen 28,6 % und der Anteil der C4/W3-Professorinnen nur noch 23,8 %.

Es sind also weiterhin Anreize nötig, den Frauenanteil in wissenschaftlichen Spitzenpositionen an Hochschulen zu erhöhen, wie es ja auch mit dem Professorinnenprogramm 2030 bezweckt wird.

Der GWK-Bericht analysiert zudem auch die Frauenanteile in den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Der Frauenanteil an Führungspositionen bei der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft ist im Vergleichszeitraum von 2013 bis 2023 insgesamt von 13,5 % auf 24,2 % gewachsen. Damit stieg er mit ähnlichen Wachstumsraten wie an den Hochschulen, allerdings auf niedrigerem Niveau und mit deutlichen organisationsspezifischen Unterschieden. Auch seitens der außerhochschulischen Forschungseinrichtungen sind also Anreize nötig, um den notwendigen Kulturwandel für mehr Frauen in Führungspositionen zu verankern.

Die Datenfortschreibung wird seit 1989 von der GWK aufbereitet und in regelmäßigem Turnus der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Der Bericht ist auf der GWK-Website (ganz unten) verfügbar, auch eine Zusammenfassung steht dort bereit.