Die bürgerwissenschaftliche Kampagne "Plastic Pirates – Go Europe!" wurde anlässlich der Trio-Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union im Zeitraum 2020 - 2021 gleichzeitig in Deutschland, Portugal und Slowenien durchgeführt, mit dem Ziel ein größeres Bewusstsein für die Verschmutzung von Gewässern auf europäischer Ebene zu schaffen. Flüsse verbinden Europa. Gegen Wasserverschmutzung vorzugehen, erfordert europäische Zusammenarbeit.
Ursprünglich eine deutsche Forschungsaktion für und mit jungen Bürgerinnen und Bürgern, sind die "Plastikpiraten" zunächst zu einer gemeinsamen Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem portugiesischen Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung und dem slowenischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Sport im Rahmen ihrer Trio-Präsidentschaft erwachsen, um auf dieser Basis eine weitere europäische Ausweitung der Kampagne zu erreichen.
Das Ecologic Institute koordiniert, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, die gemeinsame Arbeit mit Slowenien und Portugal. Auch werden Öffentlichkeitsarbeit sowie Analysen und Publikationen zur Citzen-Science-Kampagne durch dieses gesteuert. Förderung erhält zudem das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, unter anderem für die Programmierung und Gestaltung einer gemeinsamen, anwenderfreundlichen und europaweit nutzbaren Plattform. Die Kieler Forschungswerkstatt bereitet schließlich sowohl Forschungsdaten als auch pädagogisches und wissenschaftliches Arbeits- und Lehrmaterial für die europaweite Nutzung auf.
Seit Januar 2022 wird die Aktion mit Unterstützung der Europäischen Kommission auf ganz Europa ausgeweitet. Die Europäisierung der bürgerwissenschaftlichen Initiative "Plastic Pirates" wird aus dem Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission – Horizont Europa – im Bereich der Mission "Restore our Ocean and Waters by 2030" finanziert. Von 2022 bis 2024 finden koordinierte und synchronisierte "Plastic Pirates"-Sammelaktionen in ganz Europa statt. Aktuell (Stand Juni 2023) beteiligen sich zwölf Mitgliedsländer im Rahmen des Europäisierungsprozess an der Aktion.
Junge Europäerinnen und Europäer tragen aktiv zur Forschung bei
Im Rahmen der Kampagne sind Schulklassen und Jugendgruppen innerhalb festgelegter Aktionszeiträume aufgerufen, Plastikmüll an den Ufern von Flüssen und Bachläufen zu sammeln. Die Daten werden anschließend von Forschenden ausgewertet. Die von den einzelnen Gruppen identifizierten Abfallarten (zum Beispiel Zigarettenreste, Folien- oder Verpackungsteile) werden mithilfe detaillierter Aktionsmaterialien auf einer digitalen Landkarte veröffentlicht.
Diese Daten helfen der Wissenschaft, bestehende Forschungslücken zum Vorkommen von Plastikmüll und seiner Arten zu schließen. Die Aktion kombiniert mit der Sammlung und Auswertung der Daten zum Plastikmüll Umweltwissen und -handeln. Sie schafft dabei Verständnis für wissenschaftliches Arbeiten. Mit der europaweiten Kampagne werden der Mehrwert wissenschaftlicher Zusammenarbeit in Europa und der Nutzen gemeinsamer Datengrundlagen sichtbar. Das grenzüberschreitende bürgerwissenschaftliche Engagement ist auch gemeinsame Antwort auf eine geteilte Herausforderung: einen schonenden Umgang mit der Umwelt umzusetzen.
Ergebnisse der Plastikpiraten - Eine Zusammenfassung der Jahre 2016 bis 2022
Seit dem Beginn der Plastikpiraten im Jahr 2016 haben in Deutschland bis heute über 23.000 Kinder und Jugendliche in insgesamt 11 Probenahmezeiträumen an mehr als 1.300 Standorten Daten zur lokalen Müllverschmutzung in allen 16 Bundesländern erhoben. Die meisten teilnehmenden Gruppen erforschten dabei den Rhein mit seinen Nebenflüssen, gefolgt vom Flusssystem Donau, Elbe und Weser. Aber auch kleinere Fließgewässer wie die Havel, Ems oder Eider wurden von den Plastikpiraten unter die Lupe genommen.
Parallel zu den laufenden Probenzeiträumen war ein Team der Kieler Forschungswerkstatt durchgehend damit beschäftigt, die bereits erhobenen Daten zu verifizieren, auszuwerten und in wissenschaftlichen Fachzeitschriften zu veröffentlichen.
Ausblick
Die Aktion steht beispielhaft für die gute und enge Zusammenarbeit im Europäischen Forschungsraum und zeigt das hohe europaweite Interesse an der Thematik Plastikverschmutzung. Das nächste Ziel der "Plastikpiraten"-Initiative ist es, den wissenschaftlichen Fokus von Gewässern und Flüssen auf die Meere und Küstengebiete auszuweiten.