Prof. Dr. Nadia Kamal
Prof. Nadia Kamal erforscht in ihrem Projekt RESIST, wie Hafer widerstandsfähiger gegen Dürre gemacht werden kann, um die Ernährungssicherheit in Zeiten des Klimawandels zu sichern.
Prof. Nadia Kamal erforscht in ihrem Projekt RESIST, wie Hafer widerstandsfähiger gegen Dürre gemacht werden kann, um die Ernährungssicherheit in Zeiten des Klimawandels zu sichern.
Prof. Nadia Kamal erforscht in ihrem Projekt RESIST, wie Hafer widerstandsfähiger gegen Dürre gemacht werden kann, um die Ernährungssicherheit in Zeiten des Klimawandels zu sichern. Ihr Projekt nutzt bioinformatische Methoden, um die genetischen Grundlagen der Dürreresistenz im Hafer zu entschlüsseln. Die Erkenntnisse sollen zukünftige Züchtungen von resistenteren Sorten unterstützen.
a
a
Ein ERC Starting Grant ist bekanntlich der Ritterschlag für uns Wissenschaftler(innen). Wir hatten gerade das Hafer-Referenzgenom erfolgreich in Nature publiziert, und dieser Erfolg hat mich beflügelt, darauf aufzubauen. Mein Umfeld an meiner damaligen Institution, Helmholtz München, und insbesondere meine damalige Arbeitsgruppe unter Prof. Klaus Mayer war unglaublich unterstützend, und ich hatte als Postdoktorandin die nötige Zeit, mich voll auf den Antrag zu konzentrieren. Die Bedingungen waren also ideal – und dann versucht man es einfach.
Hafer ist sehr gesund, hat viele Vorteile für die menschliche Ernährung und belastet das Klima wenig, jedoch ist er anfällig für Dürrestress. In Zeiten des Klimawandels ist es entscheidend, Nutzpflanzen wie Hafer mit Eigenschaften auszustatten, die sie widerstandsfähiger gegenüber Umweltstress machen, um die Ernährungssicherheit einer wachsenden Weltbevölkerung zu gewährleisten. RESIST erforscht mittels bioinformatischer Methoden die genetischen Faktoren, die zu mehr Dürreresistenz im Hafer beitragen. Diese Erkenntnisse können zukünftig in der Haferzüchtung genutzt werden, um Dürre resistente Sorten zu entwickeln.
Die ERC-Förderung hatte definitiv starken Einfluss auf meine Karriere. Zwar lief der Auswahlprozess für meine Professur an der Technischen Universität München bereits unabhängig davon, aber der ERC hat mir ermöglicht, direkt mit einem relativ großen Team zu starten, was natürlich sehr hilfreich war. Zu Beginn gab es viel Organisatorisches, und die Forschung rückte zunächst etwas in den Hintergrund – aber das ist bei jedem Start eines neuen Projektes oder einer neuen Position ja normal.
Das Erstellen und Verteidigen eines ERC-Antrags erforderten zweifellos viel Zeit und Arbeit – das lässt sich nicht beschönigen. Aber die Mühe lohnt sich absolut, wenn man erfolgreich ist. Ein ERC StG öffnet viele Türen, vor allem wenn man eine akademische Karriere anstrebt. Wer die Voraussetzungen erfüllt, sollte diese Chance unbedingt nutzen. Selbst wenn es nicht beim ersten Mal klappt oder länger dauert, sammelt man wertvolle Erfahrungen und wächst daran.
Zunächst untersuche ich eine Kulturpflanze mit bemerkenswerten Eigenschaften, die bislang nicht ausreichend genutzt wurde: Hafer. Hafer ist nicht nur sehr gesund für Menschen, sondern auch eine nachhaltige Proteinquelle mit geringem CO2-Fußabdruck. Mein Projekt legt die Grundlage dafür, Hafer zu einer wichtigen Nahrungspflanze zu entwickeln. Da Hafer aber anfällig für Dürrestress ist und der Klimawandel zunehmend Dürren mit sich bringt, ist es notwendig, die Basis für die Züchtung trockenheitsresistenter Hafersorten zu schaffen. So kann Hafer – ähnlich wie es schon beim Weizen geschehen ist – an verschiedene Klimazonen angepasst werden, um zur Sicherung der globalen Ernährung beizutragen.
Darüber hinaus kombiniere ich mehrere Ebenen der Omics-Forschung mit groß angelegtem Hochdurchsatz-Phänotypisierung und Genom-Editierung, was meinen Ergebnissen eine enorme Aussagekraft verleiht. Besonders innovativ ist der Einsatz von Pangenomik und strukturellen Variationen, um die natürliche Variation innerhalb der Art zu untersuchen. Diese Ansätze sind in der Pflanzenforschung dringend notwendig, um die genetische Vielfalt und komplexe Merkmale wie Klimaresilienz zu verstehen und die Erträge langfristig zu sichern.
Der ERC Grant bietet mir vor allem Unabhängigkeit und die Freiheit, meine Forschung genau so zu gestalten, wie ich es mir wünsche. Mit den finanziellen Mitteln kann ich ein starkes Team aufbauen, in neueste Technologien investieren und mutige, innovative Ansätze verfolgen. Außerdem verschafft der Grant mir eine hohe Sichtbarkeit in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und eröffnet mir neue Kollaborationsmöglichkeiten – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Letztlich ist der ERC Grant ein wichtiger Meilenstein, der meine wissenschaftliche Karriere nachhaltig prägen wird.
Die größte Herausforderung bei der Antragsvorbereitung war sicherlich, den gesamten Prozess sowohl zeitlich als auch mental zu bewältigen. Ein überzeugendes, originelles Projekt zu entwickeln, das sowohl inhaltlich als auch strukturell überzeugt, erfordert enorm viel Detailarbeit und kritisches Denken. Besonders anspruchsvoll war es, das Projekt klar und präzise darzustellen – vor allem bei einem ERC-Antrag, der so geschrieben sein sollte, dass er auch für Nicht-Spezialist(inn)en verständlich ist – ohne dabei die wissenschaftliche Komplexität zu verlieren. Gleichzeitig wollte ich zeigen, warum das Projekt sowohl für die wissenschaftliche Gemeinschaft als auch für gesellschaftliche Herausforderungen relevant ist, was nicht trivial ist. Dazu kommt die Herausforderung, das gesamte Vorhaben stimmig ins Budget zu integrieren.
Da ich das Projekt erst im April dieses Jahres (2024) gestartet habe, bin ich bisher noch auf keine größeren Herausforderungen gestoßen. Ich bin mir jedoch sicher, dass im Laufe der Zeit einige auftauchen werden – und denen sehe ich mit Spannung entgegen. Herausforderungen sind oft die Momente, in denen man am meisten lernt und innovative Lösungen entwickelt, und ich bin gespannt darauf, wie wir als Team damit umgehen werden.
Nehmen Sie sich wirklich viel Zeit, besonders wenn Sie noch nicht so viel Erfahrung haben – das ist entscheidend, auch wenn es nicht immer einfach ist. Sprechen Sie mit möglichst vielen Kolleg(inn)en, holen Sie sich Tipps und Feedback ein. Vor dem Interview: üben, üben, üben. Und haben Sie Vertrauen in sich selbst – Sie sind gut, sonst wären Sie nicht so weit gekommen.
Ich konnte es wirklich nicht fassen – es war ja mein erster Versuch! Was soll ich sagen, ich war überglücklich. Ich war auch recht erleichtert, dass ich die ganze Arbeit und das Interview nicht noch einmal machen musste. Nicht falsch verstehen, das Interview war durchaus angenehm, aber der gesamte Prozess ist natürlich auch anstrengend, nervenaufreibend und sehr zeitintensiv.
Ich habe sehr viel Zeit investiert – von der Ideenentwicklung bis hin zur Verteidigung. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, um alles so gut wie möglich herauszufinden und zu sortieren. Für die Verteidigung habe ich intensiv geübt und alles optimiert, was ich konnte. Ich war einfach extrem engagiert und habe den Antrag zu meiner obersten Priorität gemacht. Das ist natürlich nicht für jede(n) immer möglich.
Inhaltlich ist es schwer zu sagen, denn genau erfährt man das nie. Ich denke aber, mein Thema war sehr aktuell: Nahrungssicherheit im Klimawandel, gesunde Ernährung und Alternativen zum Fleischkonsum. Zudem basierte mein Antrag auf ganz frischen Forschungsergebnissen – der erst kürzlich entschlüsselten Hafergenomsequenz. Vielleicht hat man mir auch zugetraut, das interdisziplinäre Projekt gut umsetzen zu können. Aber ich möchte nicht spekulieren, was das Panel und die Gutachter(innen) letztlich überzeugt hat.