Nationaler Aktionsplan für den Europäischen Forschungsraum

Die Bundesregierung hat im November 2023 einen Nationalen Aktionsplan für den Europäischen Forschungsraum (EFR) verabschiedet. Damit legt sie Grundlage für die strategische Ausrichtung der deutschen EU-Forschungs- und Innovationspolitik bis 2027.

Eine EU-Flagge und eine Deutschland-Flagge flattern im Wind.

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Mit dem Ziel, einen Binnenmarkt für Forschung und Innovation zu etablieren und Freizügigkeit für Forschende in ganz Europa zu gewährleisten, wurde im Jahr 2000 der Europäische Forschungsraum geschaffen. Im engen Miteinander der europäischen Partner tragen die Mitgliedstaaten seither mit nationalem Engagement zum Erreichen der gemeinsamen europäischen Ziele bei. Mit dem "Pakt für Forschung und Innovation in Europa" haben sich die EU-Mitgliedstaaten Ende 2021 auf ambitionierte Ziele in der Neuausrichtung des Europäischen Forschungsraums geeinigt.

Die Bundesregierung legt mit diesem Aktionsplan ihre nationalen Leitlinien und Handlungsfelder für die Jahre 2024 bis 2027 vor. Der Aktionsplan zeigt auf, wie die Bundesregierung mit nationalem Handeln die Ziele des Europäischen Forschungsraums weiter voranbringen und erfüllen will. Dabei gilt es, in enger Kooperation mit den europäischen Partnern, die Kräfte und Anstrengungen so zu bündeln, dass Europa …

  • seine Wettbewerbsfähigkeit erhält und steigert - unter anderem durch den Transfer von Forschungsergebnissen in die Anwendung - mit grundlagenorientierter sowie anwendungsnaher Forschung und Innovation zur Bewältigung der großen Herausforderungen der Zeit beiträgt und einen europäischen Mehrwert schafft,
  • weiter zu den attraktivsten Wissenschaftsstandorten der Welt zählt und seine Anziehungskraft für Talente aus aller Welt behält und ausbaut,
  • Mobilität im Europäischen Forschungsraum weiter erleichtert,
  • über enge europäische und internationale Vernetzungen in die globalen Wissensströme und Innovationsprozesse eingebunden ist und diese mitgestaltet sowie
  • die Wissenschaftsfreiheit und Forschungssicherheit in der europäischen und internationalen Zusammenarbeit schützt.

Mit der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation hat die Bundesregierung das programmatische Fundament dafür gelegt, dass Deutschland eine entscheidende Rolle bei den großen forschungs- und innovationspolitischen Themen der kommenden Jahre spielt. Dieser Nationale Aktionsplan knüpft unmittelbar an die Zukunftsstrategie an, die als ein zentrales Ziel die Intensivierung der europäischen und internationalen Zusammenarbeit definiert und festhält: Vor dem Hintergrund der geopolitischen Zeitenwende wächst auch die Relevanz des Europäischen Forschungsraumes. Diesen gilt es, nicht zuletzt mit Blick auf die technologische Souveränität, die Erreichung der Sustainable Development Goals sowie die Krisenresilienz Deutschlands und Europas, künftig weiter zu stärken und aktiv mitzugestalten.

Im Wissen um die Mitverantwortung der Wissenschaftscommunity für ein Gelingen des Europäischen Forschungsraums ist diesem Aktionsplan eine umfassende Konsultation vorangegangen: Von November 2022 bis Februar 2023 haben sich in einer Online-Umfrage rund 1.500 Forschende mit ihren Ideen und Prioritäten zu den aktuell auf europäischer Ebene vereinbarten Ziele und Initiativen eingebracht.  Die Themenpriorisierung der Umfrage wurde durch eine vertiefende Diskussion in einer Reihe von Workshops ergänzt. Zudem hat das BMBF mit etwa 60 Organisationen aus Forschung und Innovation die nationale Umsetzung der europäischen Zielsetzung beraten. Die Ergebnisse der Konsultation bilden das Fundament dieses Aktionsplans und der Ausgestaltung der nationalen Maßnahmen. 

Für eine innovative, exzellente und freie Forschung in Europa – Leitlinien für die Ausgestaltung des Europäischen Forschungsraums

Für den Beitrag Deutschlands zur nationalen Ausgestaltung des Europäischen Forschungsraums sind drei Leitlinien richtungsweisend, welche die europäischen Prioritäten des "Paktes für Forschung und Innovation in Europa" mit den nationalen Zielen und Maßnahmen der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation verknüpfen.

Wirkungsweise des Nationalen Aktionsplans

Um die in den Leitlinien genannten Ziele zu erreichen, folgt der Nationale Aktionsplan für den Europäischen Forschungsraum einer klaren Struktur von Ziel zu Instrument. Analog zur Zukunftsstrategie Forschung und Innovation soll der Erfolg der Umsetzung des Aktionsplans quantitativ erfasst werden.

Die Leitlinien sind richtungsweisend und schaffen Orientierung für das Handeln der Vielzahl der für den Europäischen Forschungsraum verantwortlichen Akteure in Deutschland. Jede der Leitlinien mündet in ein oder mehrere Handlungsfelder, welche die Zielsetzung der Leitlinie operationalisieren. Auch die Handlungsfelder leiten sich eng aus den Bedarfen der deutschen Forschungs- und Innovationslandschaft ab. Die Zukunftsstrategie Forschung und Innovation zeigt Potentiale auf, die es weiter auszuschöpfen gilt, damit Deutschland auch in Zukunft der Innovationsmotor im Europäischen Forschungsraum bleibt. Der Nationale Aktionsplan stützt sich auf die Stärken- und Schwächen-Analyse der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation und spezifiziert die Zielrichtung für die europäische Dimension.

Jedes Handlungsfeld ist mit einer Reihe von Maßnahmen unterlegt. Auf der Maßnahmenebene wird dabei ausdrücklich kein allumfassendes Bild der laufenden Aktivitäten der Bundesregierung mit Bezug zum Europäischen Forschungsraum angestrebt. Vielmehr setzt die Auswahl der Maßnahmen neue Akzente und Schwerpunkte auf Grundlage der Konsultation zum Europäischen Forschungsraum von November 2022 bis Februar 2023.

Leitlinien und Handlungsfelder des Aktionsplans für den Europäischen Forschungsraum

Leitlinien und Handlungsfelder des Aktionsplans für den Europäischen Forschungsraum

Bundesministerium für Bildung und Forschung

Bildbeschreibung

Die Ausgestaltung eines starken Europäischen Forschungsraums kann nur im konzertierten Handeln der nationalen und der europäischen Ebene gelingen. Das zentrale Instrument zur Umsetzung des Europäischen Forschungsraums ist das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. Die Zielsetzung und Umsetzung des Europäischen Forschungsraums sollte daher eng mit dem Rahmenprogramm verzahnt sein. Für ein erfolgreiches Ineinandergreifen dieser Ebenen definiert der Aktionsplan daher eine Beratungsstruktur. Ziel ist es, in Deutschland auch die Länder und die Wissenschaft  bestmöglich einzubeziehen.

Die Erfolgskontrolle des deutschen Engagements für den Europäischen Forschungsraum wird durch das Monitoring der EU-Ebene und Zielindikatoren effizient und transparent gesichert: Neben den im Monitoring zum Europäischen Forschungsraum auf EU-Ebene  bereits enthaltenen Kennzahlen werden auch ausgewählte Indikatoren aus der Zukunftsstrategie hinzugezogen.  Um den Beitrag Deutschlands an der Umsetzung des Europäischen Forschungsraums zu bewerten, sind folgende Zielindikatoren – für die wir eine Steigerung für die Jahre 2024-2027 anstreben - besonders relevant:

Leitlinie 1: Für ein innovatives Europa

  • Anteil der öffentlichen FuE-Aufwendungen für gemeinsame Programme, Initiativen und Forschungsinfrastrukturen sowie für europäische Partnerschaften (Erarbeitung einer Datengrundlage)
  • Umweltbezogene staatliche FuE-Aufwendungen gemessen an den gesamtstaatlichen FuE-Aufwendungen (letzter Messwert: 2,7 % im Jahr 2020)
  • Anteil innovativer Unternehmen, die mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten (letzter Messwert: N/A)
  • Gründungsrate (Neugründungen in Relation zum Unternehmensbestand) im Hochtechnologiesektor (letzter Messwert: 3,58 % im Jahr 2019)
  • Zahl der aus Deutschland gemeldeten EU Ko-Patente (letzter Messwert: N/A)

Leitlinie 2: Für eine exzellente Forschung in Europa

  • Anteil Deutschlands an den eingeworbenen Zuwendungen der EU-Mitgliedstaaten im aktuellen EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa im Vergleich zum Vorgängerprogramm Horizont 2020 (letzter Messwert Horizont 2020: 16,3 %)
  • Anteil der in Open Access verfügbaren Publikationen (letzter Messwert: 39,9 % im Jahr 2019)
  • Anteil der Forschenden, die ein Training zu überfachlichen Fähigkeiten erhalten (letzter Messwert: 35,1 % im Jahr 2019)
  • die Job-to-Job-Mobilität in Wissenschaft und Technologie  (letzter Messwert: 8,8 % im Jahr 2020)
  • Beschäftigtenzahl in Forschung und Entwicklung (letzter Messwert: 733.831 im Jahr 2020)
  • Anteil von Frauen bei Professuren (letzter Messwert: 27 % im Jahr 2021)

Leitlinie 3: Für ein freies Europa

  • Bewertung internationaler Ko-Publikationen im European Innovation Scoreboard (letzte Wertung: 134,17 im Jahr 2023)
  • der Academic Freedom Index für Deutschland (letzte Wertung: Platz 5 mit 0,96 Punkten im Jahr 2022)

Die übergeordneten, quantitativen Zielindikatoren bemessen das gesamte deutsche Engagement für den Europäischen Forschungsraum, zu dem auch die im Aktionsplan genannten Maßnahmen einen wichtigen Beitrag leisten. Sie sind beispielhaft für die umfangreichen Aktivitäten in Deutschland zu den politischen Zielsetzungen der nationalen und europäischen Ebene. Zugleich lässt sich kein unmittelbarer Kausalzusammenhang zwischen Maßnahmen und Messwerten der Zielindikatoren ableiten. Die quantitativen Zielindikatoren werden durch qualitative Berichte kontextualisiert und durch eine Beratungsstruktur auf nationaler Ebene komplementiert.

Umsetzung des Nationalen Aktionsplans

Die Bundesregierung setzt mit dem "Forum.EU" eine neue Beratungsstruktur zur besseren Einbindung der relevanten Akteure aus Forschung und Innovation ein und etabliert eine transparente Erfolgsmessung durch ein Monitoring-System.

Weitere Informationen zur Umsetzung