EFR-FutureTalk-Panels zur Zusammenarbeit im Europäischen Forschungsraum

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begeben sich in einen Dialog mit der Öffentlichkeit darüber, wie sie für innovative und zukunftsorientierte Lösungen für ein lebenswertes Europa zusammenarbeiten.

Das Bild zeigt ein Tischmikrofon in Nahaufnahme vor dem verschwommenen Hintergrund eines Tagungsraums

Chinnapong / stock.adobe.com

Globale Herausforderungen wie Digitalisierung, Pandemien sowie Klimaschutz und Klimafolgenanpassung beeinflussen unser Leben in Europa heute und in Zukunft. Für ein lebenswertes Europa ist es unerlässlich, dass wir diese Herausforderungen gemeinsam im Europäischen Forschungsraum (EFR) angehen. Forschende im EFR arbeiten an wissenschaftlichen Lösungen, um verschiedenste Herausforderungen und somit Europa zukunfts- und wettbewerbsfähig, aber resilient und nachhaltig zu gestalten. Die europäische Forschungs- und Innovationspolitik hat das Ziel, die entsprechenden Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit der Forschenden bestmöglich zu gestalten. Die Gestaltung des EFR betrifft somit nicht nur Forschende, sondern alle Bürgerinnen und Bürger Europas. Aus diesem Grund müssen wir Menschen mitnehmen, die sich für Wissenschaft begeistern und über Herausforderungen wie den Klimawandel und mögliche Pandemien nachdenken.

Zu diesem Zweck fanden bereits zwei EFR-FutureTalks in den Jahren 2021 zum Klimawandel und 2022 zum Meeresschutz statt, bei denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den offenen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern gegangen sind. Die Themen, die heute und in Zukunft zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wichtig sind, und wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der europäischen Zusammenarbeit hierzu einen Beitrag leisten, bildeten jeweils den Kern der Agenda. Die EFR-FutureTalks wurden im Rahmen der Berlin Science Week ausgerichtet.

EFR-FutureTalk 2021: "Wie Europa mit Forschung und Innovation die Klimakrise bewältigen will"

Europa will als erster Kontinent klimaneutral werden und damit das gelingt, ist die Wissenschaft gefragt. Die große europäische Idee eines neuen "Green Deal" zielt darauf ab, eine klimaneutrale, faire und wohlhabende Gesellschaft mit einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft in Einklang zu bringen. Anhand konkreter Beispiele gaben Forschende Einblicke in diese aktuellen Fragestellungen im EFR-FutureTalk "Wie Europa mit Forschung und Innovation die Klimakrise bewältigen will" im Jahr 2021. Die Meteorologin Prof. Daniela Jacob (Climate Service Center Germany (GERICS)), die Klimaforscherin Prof. Astrid Kiendler-Scharr † (Institut für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich) und der Erdsystem- und Atmosphärenforscher Prof. Mark Lawrence (Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam ) diskutierten darüber, wie Klimaschutz in der Gesellschaft und in der Wirtschaft verankert werden kann.

Vorgestellt wurden wichtige europäische Projekte: Das "Integrated Carbon Observation System" (ICOS), "LANDMARC" sowie „SENSES“.

Bei "ICOS" misst ein länderübergreifendes Netzwerk die Treibhausgaskonzentrationen in der Luft und untersucht Quellen von Treibhausgasen in Wäldern, Grünländern, Äckern und Mooren sowie den Austausch von Spurengasen zwischen der Atmosphäre und dem Ozean. Das hilft dabei, Wechselwirkungen zwischen natürlichen Systemen und dem Klimawandel zu verstehen und Maßnahmen zum Klimaschutz und Klimaanpassung besser zu evaluieren.

Bei "LANDMARC" geht es um die Abschätzung der Folgen durch die Klimaveränderungen. Dafür wird unter anderem untersucht, welche Rolle der Land- und Forstwirtschaft dabei zukommt, wenn es um die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre geht. Denn Wälder, Moore und landwirtschaftliche Flächen speichern Kohlenstoff im Boden. Um die EU-Klimaziele zu erreichen, müssen auch bereits ausgestoßene Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre gezogen werden – als Negativemissionen in so genannten Senken.

Bei "SENSES" entwickelten die europäischen Forschenden unter anderem eine offen zugängliche Serviceplattform, die Zugang zu unterschiedlichsten Klimawandelszenarien bietet. Zivilgesellschaftliche Interessengruppen, Forschende und Entscheidungsträgerinnen und -träger können das "Climate Change Scenario Toolkit" nutzen. Es bietet unterschiedliche Module für die Zielgruppen und setzt auf allgemeinverständliche Visualisierungen und Hintergrunderklärungen.

EFR-FutureTalk 2022: "Faszination Meeresforschung: Europas Mission zum Schutz der Meere und Gewässer"

Am EFR-FutureTalk-Panel "Faszination Meeresforschung: Europas Mission zum Schutz der Meere und Gewässer" im Jahr 2022 nahmen Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge (German Institute of Development and Sustainability), Dr. Johannes Karstensen (GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel) und Dr. Katrin Knickmeier (Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik) teil.

Dabei wurden Herausforderungen und mögliche Lösungen für Überfischung, Vermüllung, Korallenbleiche, Versauerung, Biodiversitätsverlust und Meeresspiegelanstieg diskutiert. Zentrale Fragen waren dabei, welche Bedeutung die europaweite Zusammenarbeit und der Ansatz der EU-Missionen für den Schutz der Meere haben und welche dringendsten Herausforderungen in der Meeresforschung bestehen. Zudem wurde erörtert, was jede und jeder Einzelne zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meere beitragen kann.

Dr. Karstensen verdeutlichte hier die Rolle der Wissenschaft, denn sie gibt uns Erkenntnisse und Handlungsweisen mit, die dann in praktischen Nutzen umgewandelt werden können. Die Fragen und Anregungen der Teilnehmenden sorgten für eine rege Diskussion mit den Forschenden.

Wie Dr. Knickmeier formulierte, verbinden Flüsse die Länder und die Meere die Menschen, Grenzen existieren nicht; es bedarf eines gemeinsamen, europaweiten, länderübergreifenden Ansatzes von Wissenschaft und Gesellschaft, um die Gewässer zu schützen. Mit der EU-Mission zum Schutz der Meere und Gewässer sollen sich Wissenschaft und Gesellschaft den Herausforderungen gemeinsam stellen. Ziele sind deutlich weniger Gewässerverschmutzung, Schutz und Renaturierung von europäischen Meeresbecken und Flüssen sowie nachhaltige und klimaneutrale Bewirtschaftung.

Mit diesen Zielen setzen sich Forscherinnen und Forscher im Europäischen Forschungsraum auseinander, der einen ganz besonderen Raum für die Wissenschaft bietet: Wie Prof. Dr. Hornidge hervorhob, bietet Europa einen weltweit einzigartigen Rahmen, in dem gezielt gemeinsam in die Wissenschaft investiert und der Wissenschaftsraum ausgebaut wird. Über die Wissenschaftsförderung werden Wissenschaft und Wissenschaftspolitik aktiv dazu genutzt, politische Ziele wie die Linderung gesellschaftlicher Herausforderungen zu erreichen. Deshalb arbeiten die klügsten Köpfe in der EU zusammen an den besten Lösungen, um den Schutz der Meere zu stärken.

  

Eine Gruppe von Menschen laufen hinter einem großen roten Schild der Berlin Science Week vorbei.

Das Wissenschaftsfestival "Berlin Science Week" bot im November 2021 den richtigen Rahmen für den ersten EFR-FutureTalk.

 Ole Spata

Professorin Astrid Kiendler-Scharr spricht jemandem zugewandt, unterstrichen durch passende Handbewegungen.

Klimaforscherin Prof. Astrid Kiendler-Scharr † legte ihre Standpunkte dar.

 BerlinScienceWeek

Professorin Daniela Jacob redet jemandem zugewandt, mit passenden Gesten.

Meteorologin Prof. Daniela Jacob fand klare Worte zum Thema Klimaschutz.

 BerlinScienceWeek

Panel-Diskussion auf der Bühne mit 2 weiblichen Panelistinnen und dem Moderator, der am Pult steht. Im Hintergrund ein großer Bildschirm.

Die beiden Panelistinnen in regem Austausch mit dem Moderator zum Punkt "Quo Vadis Klimaforschung".

 BerlinScienceWeek